Das Wattenmeer ist für Millionen Zugvögel ein unverzichtbarer Rastplatz. Die riesigen Vogelschwärme, die im Frühjahr und Herbst das Wattenmeer bevölkern, sind ein echtes Naturwunder. Die Vögel kommen hierher, um sich auszuruhen und sich vor dem Weiterflug eine Fettschicht anzufressen. Ohne diese Energiereserve würden sie die lange Wanderung zu den Brut- und Überwinterungsgebieten nicht überstehen. Das Wattenmeer ist als Rastplatz entlang des Ostatlantischen Zugwegs unverzichtbar für den internationalen Vogelzug – und genießt nicht nur deshalb einen besonderen Schutz.
Die typischen Zugvögel des Wattenmeeres brüten in der Regel weit oben in den Tundren der Arktis, im Norden Europas, Asiens oder gar Amerikas. Auf dem Weg in die Winterquartiere, die oft im westlichen Afrika liegen, legen mehrere dieser Arten eine einzige Rast ein ‒ und zwar im Wattenmeer. Deshalb bezeichnet man das Wattenmeer auch als „Drehscheibe des Ostatlantischen Vogelzuges“. Auf dem Weg in die Brutgebiete machen vor allem viele Watvögel Rast im Wattenmeer, um hier ihre Energievorräte aufzufüllen. Nur wer im Wattenmeer genügend Fettreserven angelegt hat, ist in der Tundra in der Lage das anstrengende Brutgeschäft erfolgreich durchzuführen. Auf dem Rückweg zu den Winterquartieren machen die Vögel erneut Rast im Wattenmeer. Jetzt gilt es, die Energievorräte für den Weiterflug bis ins südliche Afrika aufzufüllen. Das Wattenmeer bietet dafür ideale Voraussetzungen. Der Nahrungsreichtum ist hier so groß, dass Millionen von Zugvögeln ihren hohen Energiebedarf decken können. Ohne einen Zwischenstopp im Wattenmeer sind viele Vogelpopulationen nicht in der Lage, ihren Zugweg zu bewältigen. Allein dieser Umstand macht die buchstäblich weltumspannende Bedeutung des Wattenmeeres deutlich und unterstreicht, wie berechtigt seine Aufnahme in die UNESCO-Liste des Welterbes ist. Damit verbunden ist die weltweite Verantwortung, die der Nationalpark für Zugvögel des Ostatlantischen Zugweges hat.
Zu den Zugzeiten im Frühjahr und Herbst gibt es kaum ein Gebiet mit einem größeren Vogelreichtum als das Wattenmeer. Allein im Niedersächsischen Wattenmeer machen Jahr für Jahr über zwei Millionen Vögel Rast.
Das Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer feiert jedes Jahr die „Zugvogeltage“ mit dem Ziel, auf das faszinierende Naturphänomen des Vogelzuges aufmerksam zu machen. Das Programm soll Staunen und Bewunderung wecken sowie informieren und erklären. Gleichzeitig zeigen die Zugvogeltage, welch eine herausragende Bedeutung das Wattenmeer für Zugvögel hat. Im gesamten Nationalpark, vom Dollart bis an die Elbe, von Borkum bis Wangerooge dreht sich neun Tage lang alles um Zugvögel und den Vogelzug. Die diesjährigen Zugvogeltage sind jetzt schon vorbei, aber der Termin für das nächste Jahr steht schon fest: die 15. Zugvogeltage finden vom 14. bis 22. Oktober 2023 statt!
Wenn ihr sehen möchtet, wann welche Vögel bei uns ankommen und wann sie sich wieder auf dem Weg machen, schaut mal hier rein!