In den letzten Jahrzehnten ist es immer wärmer geworden. Zum Beispiel liegen an der Nordsee die mittleren Temperaturen bereits heute bei mehr als zwei Grad über den Temperaturen der vorindustriellen Zeit. Damit erwärmt sich die Arktis etwa doppelt so schnell wie der Rest des Planeten! Der Klimawandel führt dazu, dass die vorher gut aufeinander abgestimmten Zeitpunkte für den Schlupf der Küken und der Verfügbarkeit der Kükennahrung immer weiter auseinandergehen: Der Frühling beginnt mittlerweile mehr als zwei Wochen früher als noch vor 30 Jahren. Damit hat sich auch der Höhepunkt des Insektenvorkommens in den Brutgebieten Stück für Stück nach vorne verschoben.
Standvögel reagieren in der Regel sehr flexibel auf veränderte Umweltbedingungen. Kurzstreckenzieher können ebenfalls relativ flexibel auf veränderte klimatische Veränderungen reagieren und sich zum Beispiel mit der von Süden/Südwest kommenden Warmluft Richtung Brutgebiet „tragen“ lassen.
Langstreckenzieher haben es schwerer. Die klimatischen Verhältnisse im Winterquartier und in den Rastgebieten geben ihnen keine Auskunft über die Verhältnisse im Brutgebiet. Langstreckenzieher sind deshalb in der Regel nicht sehr flexibel und fliegen jedes Jahr um die gleiche Zeit los. Das Zeitfenster für eine erfolgreiche Brut ist in den arktischen Brutgebieten recht kurz. Wenn die Vögel zu früh im Brutgebiet ankommen ist es noch zu kalt. Es ist noch keine Nahrung vorhanden und es besteht die Gefahr zu Verhungern. Wenn sie zu spät ankommen schlüpfen die Jungvögel, wenn das Nahrungsangebot bereits wieder schrumpft. Es können keine oder nur weniger Küken großgezogen werden.
Außerdem können Störungen während des Zuges sich negativ auf den Bruterfolg auswirken. Das Aufscheuchen von rastenden Zugvögeln verursacht bei diesen einen etwa um den Faktor 8 erhöhten Energieverbrauch und führt zu einem starken Energieverlust. Und genau das kann ein Vogel, der im Wattenmeer unter Zeitdruck seine Energiereserven auffüllen muss, um den anstrengenden Weiterflug ins Winterquartier oder in sein Brutgebiet bewältigen zu können, nicht gebrauchen. Kommt der Zugvogel zu geschwächt in den Brutgebieten an, kann er nicht oder nicht sofort mit dem Brutgeschäft starten. Von daher ist es sehr wichtig, mit den Vögeln respektvoll umzugehen und auf den geschilderten Wegen und Beobachtungsplätze zu bleiben, um sie nicht zu stören.